Weil wir es können: Schiffspfandbriefe
Pfandbriefe sind bewährte und verlässliche Finanzinstrumente, die in der Refinanzierungsstrategie vieler deutscher Banken eine wichtige Rolle spielen. Wir nutzen Pfandbriefe zur Refinanzierung und sind nicht nur regelmäßig im breiten Immobilienpfandbriefmarkt aktiv, sondern haben Anfang des Jahres auch die seltenere Variante eines Schiffspfandbriefs emittiert. Unsere Experten Christian Finck, Leiter Treasury, und Markus Hartel, Abteilungsleiter Cover Pool Management, erläutern in diesem Beitrag, was die mit Containerschiffen, Massengutfrachtern oder Tankern besicherten Schiffspfandbriefe besonders macht und warum sie für Investoren und Emittenten gleichermaßen interessant sind.
02. August 2024 | Lesedauer 5 Minuten
Warum Pfandbriefe von Anlegern geschätzt und von Banken begeben werden
Pfandbriefe sind besicherte, festverzinsliche Wertpapiere, die durch erstklassige Vermögenswerte wie Immobilien oder Schiffe gedeckt sind. Ursprünglich in Deutschland entwickelt, hat der Pfandbrief eine lange Geschichte und bietet Banken eine stabile und im Vergleich zu anderen Instrumenten günstige Refinanzierungsquelle. Für Investoren ist der Pfandbrief eine attraktive und vor allem sehr sichere Anlageoption, da das deutsche Pfandbriefgesetz einen klaren institutionellen Rahmen mit hohen Standards vorgibt.
Was Investoren an Pfandbriefen schätzen:
- Sicherheit: Die durch erstklassige Vermögenswerte besicherten Pfandbriefe unterliegen einem strengen Rechtsrahmen, der sie zu einer sehr sicheren Anlageform macht
- Attraktive Renditen: Pfandbriefe bieten häufig höhere Renditen als vergleichbare Staatsanleihen mit ähnlich hoher Sicherheit
- Marktliquidität und Diversifizierung: Der gut etablierte Pfandbriefmarkt in Deutschland und Europa bietet hohe Liquidität sowie eine gezielte Investment-Diversifikation
Pfandbriefe sind erstklassig besichert und werden häufig besser verzinst als vergleichbare Staatsanleihen.
Christian Finck, Head of Treasury
Auch für Emittenten – den deutschen Pfandbriefbanken – bietet der Pfandbrief zahlreiche Vorteile:
- Stabile Refinanzierungsquelle: Hochwertig besicherten Pfandbriefen zeichnen sich durch Stabilität aus und ermöglichen Banken eine Kapitalaufnahme zu vergleichsweise günstigen Konditionen
- Langfristige Planungssicherheit und Diversifikation: Pfandbriefe ermöglichen eine präzise Liquiditätsplanung, ein effektives Asset-Liability-Management und tragen zum Refinanzierungs-Mix von Banken bei
- Starke Ratings: Ratingagenturen bewerten Pfandbriefe in der Regel aufgrund ihrer hohen Bonität und des strengen Rechtsrahmens im hohen A-Bereich, was die Attraktivität und Platzierungschancen am Markt erhöht
Hamburg Commercial Bank mit erster Schiffspfandbrief-Emission in 2024
Der Schiffspfandbrief nach deutschem Pfandbriefgesetz ist ein besonderer, in den vergangenen Jahren eher selten emittierter Pfandbrief. Im europäischen Ausland werden zwar Pfandbrief-ähnliche Produkte begeben – jedoch ist auch dort die Anzahl der Emittenten überschaubar, so dass nicht viele mit Schiffen besicherte Anleihen im Umlauf sind. Ein Grund dafür ist die Finanzkrise im Jahr 2008, in deren Folge Überkapazitäten und hohe Ausfallraten in der Schiffsfinanzierung zu verkraften waren, und die diverse Banken zum Rückzug aus diesem Geschäftsfeld veranlasst hat. Doch selbst in Krisenzeiten im durchaus zyklischen Schifffahrtsmarkt ist bislang noch nie ein Schiffspfandbrief ausgefallen.
Denn die strengen Anforderungen des Pfandbriefgesetzes sorgen für eine hohe Qualität der Schiffshypotheken im Deckungsstock und auch dafür, dass dieser jederzeit sehr gut gefüllt sein muss.
Für die Hamburg Commercial Bank ist die Schiffsfinanzierung ein wichtiges Kerngeschäftsfeld, das neben Immobilien-, Projekt- und Unternehmensfinanzierungen zu ihrem diversifizierten Geschäftsansatz zählt. So hat die Bank im Januar 2024 eine mit Schiffshypotheken besicherte Anleihe über 500 Mio. Euro emittiert, die von der Ratingagentur Moody’s mit einem sehr guten „Aa3“ Rating bewertet wurde. Das Orderbuch für den Schiffspfandbrief war mit mehr als vier Milliarden Euro deutlich überzeichnet, und hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Investoren die Kompetenz der HCOB sowohl im maritimen Sektor als auch als regelmäßige Emittentin am Kapitalmarkt anerkennen.
Sicher ist sicher
Schiffs- und Immobilienpfandbriefe unterliegen dem gleichen strengen regulatorischen Rahmen. Doch es gibt auch Unterschiede zwischen den beiden Varianten, beispielsweise bei den Anforderungen an die unterlegten Kredite, der Beleihungswertermittlung und den Mindestgrenzen für die Überdeckung des Pfandbriefpools. Bei Schiffspfandbriefen bestehen die Sicherheiten aus Hypotheken auf verschiedene Schiffstypen, etwa Containerschiffe, Massengutfrachter und Tanker, aber auch Binnenschiffe. Aufgrund der Zyklizität des globalen Schifffahrtsmarktes haben eine zeitnahe, kontinuierliche und detaillierte Bewertung der Schiffe einen hohen Stellenwert und es werden strenge Anforderungen an die im Deckungsstock befindlichen Schiffshypothekendarlehen gestellt:
- Die Schiffe müssen in einem öffentlichen Register eingetragen sein und dürfen zum Zeitpunkt der Rückzahlung des Kredits nicht älter als 20 Jahre sein
- Jedes Schiff muss mindestens zu 110 % der ausstehenden Kreditsumme versichert sein
- Die Verpfändung von im Ausland registrierten Schiffen ist nur zulässig, wenn das Recht des Registrierlandes eine der Schiffshypothek nach deutschem Recht vergleichbare Sicherheit bietet
Als Sicherheit für den Schiffspfandbrief werden – wie bei Immobilienpfandbriefen – maximal 60 % des ermittelten Beleihungswertes akzeptiert.
Unabhängige Schiffsbewertung und Schiffsinspektion
Die Bewertung und Inspektion von Schiffen sind zentrale Elemente für die Qualität und Sicherheit der Deckungsmasse für Schiffspfandbriefe. Im Durchschnitt werden die von der Hamburg Commercial Bank finanzierten Schiffe mehr als dreimal pro Jahr neu bewertet. Die Bewertungen werden von externen, internationalen Brokern durchgeführt und anschließend noch einmal bankintern auf Plausibilität geprüft, um jederzeit ein aktuelles und verlässliches Bild des Schifffahrtsmarktes und der Schiffswerte zu haben.
Auch eine regelmäßige Inspektion der Schiffe ist elementar. Jährlich wird ein Teil der Flotte von externen Fachleuten auf ihren Zustand hin untersucht. Anschließend prüfen interne, vom Vertrieb unabhängigen Mitarbeitende, die Evaluierungen auf Plausibilität, um möglichst objektive Bewertungen zu erhalten.
Fazit: Pfandbriefe spielen eine wichtige Rolle in der Finanzwelt. Investoren profitieren von konservativen Bewertungsansätzen und einem strengen rechtlichen Rahmen, der die hohe Bonität dieser Anleihen garantiert. Für Banken sind sie eine stabile Refinanzierungsquelle und tragen zu einer diversifizierten Refinanzierung bei. Schiffspfandbriefe werden zwar selten emittiert – sind aber beliebt bei Anlegern.